TRAILER.PARK

HD Video, 28 Min., 2012 - [view excerpt]

In Zusammenarbeit mit Constanze Ruhm



Text: Eva Maria Stadler



Eine große Liebesgeschichte zwischen Hans und Anna. Die beiden begegnen sich 20 Jahre nach ihrer Trennung wieder. Er ist Regisseur. Sie ist Schauspielerin.

 

Die filmische Installation TRAILER PARK spielt auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz im Osten Deutschlands. Hier treffen Figuren aufeinander, die bereits mehrfach gestorben sind. Als Untote, Widergänger oder Zombies inszeniert der Film seine Darsteller/innen, die sich von einer Geschichte, von einem Film in die nächste Geschichte oder den nächsten Film katapultieren.

Dabei sind es stets die Produktionsbedingungen – des Kinos, der Arbeit, der Liebe – die hier reflektiert werden. Dies findet auf den Ebenen der Erzählung, der Inszenierung, des Dispositivs in der Ausstellung statt.

Hans und Anna haben mehrere Leben. Er (wahrscheinlich Jean Luc Godard), sie (möglicherweise Anna Karina), treten als Ikonen des Kinos auf, und zugleich werden ihre Liebe, ihr Arbeitsverhältnis - zwischen Regisseur und Schauspielerin - mit ihren wechselseitigen Abhängigkeiten im Produktionsraum der Ausstellung verhandelt.

TRAILER PARK arbeitet sich durch Filmgeschichte(n) nicht zuletzt  um ins „kalte Herz der Erzählung“ vorzudringen, um zu zeigen, „wie viel davon noch übrig ist“.

Film wird nicht als Ergebnis, als abgeschlossenes Werk, verstanden, sondern vielmehr als Produktionsform, die sich durch Imagination und Referenz genauso wie durch Lücken und Leerstellen  der Erinnerung endlos fortschreibt. Der Tod fungiert dabei als dramatisches Mittel der Auflösung von Geschichte, die von da an stets ihren Neuanfang nehmen kann. In diesem Loop sterben die Figuren, um sich in anderen Konstellationen wieder begegnen zu können.

Film, das ist eine ontologische Größe, sagt Gilles Deleuze, der in den beiden Bänden „Bewegungsbild“ und „Zeitbild“ die medialen und erzählerischen Techniken des Films analysiert, und mehr noch eine Begrifflichkeit hervorbringt, die Film zu einer Diskursform macht, die entscheidende politische Dispositive von Arbeit und Leben mitgestaltet.

Eine zentrale Figur des Films TRAILER PARK, ein Esel, verweist auf den großen Film „Zum Beispiel Balthazar“ von Robert Bresson (1966), in dem der Esel Balthazar gleichermaßen geliebt und geschunden wird. In TRAILER.PARK taucht der Esel wieder auf, so wie seine drei menschlichen Mitspieler/innen aus der Geschichte gefallen, findet er sich in der Öde einer verlassenen Landschaft wieder. An einem Ort, der - wie der Film behauptet - einmal Campingplatz werden sollte, leben und sterben nicht nur die Figuren des Films, sondern auch deren Träume und Geschichten.


Die Arbeit wurde für die Ausstellung TRAILER PARK in der Galerie der Stadt Schwaz  (Juni - August 2012) produziert, die von Eva Maria Stadler kuratiert wurde.